ausgangsbasis für dieses projekt ist das nicht öffentlich zugängliche tonbandarchiv des lehrgangs für elektroakustische und experimentelle musik (elak) an der universität für musik und darstellende kunst in wien. dieses zum großteil bereits digitalisierte, aber noch nicht musikhistorisch bzw. künstlerisch erschlossene archiv beinhaltet experimentelle musikaufnahmen, die seit der gründung des lehrgangs 1963/64 entstanden sind.

ursprünglich ende der 1950er jahre als „elektronisches studio“ von karl schiske und karl wolleitner an der musikakademie gegründet, gingen die lehrgänge für elektroakustik und tontechnik unter der leitung von friedrich cerha bzw. hellmut gottwald daraus hervor. maßgeblich prägend für die experimentelle und innovative ausrichtung des lehrgangs war ab den 1970er Jahren dieter kaufmann, der nach seinem studienaufenthalt am grm (groupe de recherches musicales) in paris als einer der ersten die konzepte und praktiken der musique concrète nach österreich brachte und einen egalitären, offenen und internationalen geist förderte.

die öffentlich wenig rezipierte lehrgangsgeschichte anhand von werken, die eine wichtige musikhistorische epoche widerspiegeln, stellt den ausgangspunkt meiner künstlerischen forschungsarbeit dar. um künstlerisch-historische diskurse, werksentstehung und schaffensprozesse zu kontextualisieren, entstanden im laufe der recherche interviews mit lehrenden, ehemaligen lehrenden und absolvent*innen, die ihre eigenen werke und künstlerischen entwicklungen kommentieren und illustrieren. daneben fanden sich im teils unaufgearbeiteten fundus des instituts typoskripte interner kommunikation sowie fotos von historischen aufführungen, die die lehrgangsgeschichte aus unterschiedlichen perspektiven beleuchten.

der beschäftigung mit der lehrgangsgeschichte und mit diesen materialien ging die vision voraus, anlässlich des 60-jährigen jubiläums des elak 2024 eine ausstellung anzuregen, die neben einer ausstellung mit dokumenten, interviews und audiovisuellen aufnahmen eine aufführungsreihe und installative medienkunst beinhalten soll. eine kollektive radiophone klangarbeit mit absolvent*innen des lehrgangs versucht, eine kontinuität zwischen vergangenheit und gegenwart herzustellen und den kooperativen und experimentellen geist, der das elak von seinen anfängen an charakterisierte, zu fördern. aus den interviews erschließen sich verbindungslinien, die durch interaktive soziogramme visualisert werden. 


die interviews wurden zwischen dezember 2020 und februar 2021 geführt, wobei in den biografischen gesprächen der fokus auf dem elak lag.
interviewpartner*innen: klaus filip, dieter kaufmann, katharina klement, fünther rabl, peter mechtler, wolfgang musil, bruno liberda, elisabeth schimana und andrea sodomka (mit einem „kurzauftritt“ von norbert math). die personenauswahl ergab sich im laufe von vorgesprächen.

 

 auszüge aus den interviews:


"also die verbindung zwischen video und klang ist ja schon eine halbwegs logische. aber in der medienkunst ist es natürlich klar, dass sie auch soundart beinhaltet, und heute gibt es keine grenzen mehr zwischen klang und bild. und dem computer ist es ja vollkommen wurscht, ob ich da einen klang oder ein bild programmiere, es ist das gleiche, nur die formen sind andere. heute ist das eigentlich selbstverständliches kulturgut, als medienkünstlerin musst du dich mit klang beschäftigen. (...)  von anfang an waren immer wieder künstler*innen aus diesem bereich an der elak, weil es wirklich über jahrzehnte ein schmelztiegel des experimentellen war."

(andrea sodomka 09.02.2021) 


"ich glaube, der lehrgang hat sich immer schon ausgezeichnet durch besondere konzerte, so wie wir es jetzt in der steinergasse machen. die leute waren immer schon vernetzt mit der aktuellen künstler*innenszene. das spielte sich nicht nur in den akademischen hallen ab. es gab hier immer eine durchlässigkeit, und wenn man sich die namen der abgänger*innen anschaut, kennt man zwei drittel davon, die alle relevante konzerte gespielt oder selber reihen organisert haben. ich glaube, das ist ein bisschen unterbewertet oder vielen noch nicht ganz klar."

(interview vorrecherche katharina klement, 2019)

 

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elak / archive in progress – 

"die analyse des archives umfasst ein priveligiertes gebiet: zugleich uns nahe, aber von unserer aktualität verschieden, ist es der saum der zeit, die unsere gegenwart umgibt, sie überragt und auf sie in ihrer andersheit hinweist, ist es das, was uns außerhalb von uns begrenzt."
(michel foucault: l'archéologie du savoir, 1969).