Gemeinsames Forschungstagebuch

Mödling, Mittwoch, den 3. Mai 2023

 

19. Eintrag (Sanja):

 

Hallo,


Ich bin Sanja und wir müssen über etwas reden.

 

Und zwar nicht über den Symbuddy, sondern über das Verhalten der Mitschüler.
Es war ja klar, dass es in Klassen manchmal sein kann, dass es Streitereien gibt.
Heute z.B. hatten Nora, Kathi und ich eine Power Point, die wir präsentiert haben, doch natürlich waren ein paar Jungs nervig.


Sie hatten über uns gelacht und sagten, was für einen (***) Namen wir uns ausgesucht hatten. "Sanoka“. Der bestand aus unseren zwei Anfangsbuchstaben.
Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, warum man so sein kann.
Ich frag mich einfach, wie es ihnen gehen würde, wenn wir so etwas machen würden.
Als die betroffenen Leute eine Power Point gemacht haben, waren wir still, aber sie nicht.
Stellen Sie sich mal vor, Sie wären in so einer Lage. Würde ihnen das gefallen?
Wahrscheinlich nicht.


Sie haben die ganze Zeit reingerufen. Sie waren so respektlos, dass wir sie nicht bei den Fragen drangenommen haben.


Mit dieser Nachricht möchte ich Ihnen zeigen, wie respektlos Menschen nur sein können.
Das müsst ihr nicht sein. Ich hoffe, ich konnte ein paar Menschen zeigen, wie es ist, so behandelt zu werden.


Zeigt Respekt und seid nett.
Bye Bye

Mödling, den 3. Mai 2023

 

18. Eintrag (Flora):

 

Hallo, ich bin Flora aus dem Team ,,die fünf Elemente“. Ich habe wieder nicht vor, über den Symbuddy zu sprechen und heute nicht mal über Kunst. Es ist für mich ein wichtiges Thema, eine eigene Sicht der Welt.


Vor kurzem habe ich aus Fimo-Ton einen Würfel gemacht, der aber keine Punkte drauf hatte. Eigentlich dumm von mir, doch mein Papa liebt diesen Würfel. Doch er hat mich einmal gefragt, was ich in diesen leeren Würfel mit dem schönen marmor-artigen Muster hinein interpretiere.
Ich fand es soll die Menschheit darstellen, wo jeder Mensch irgendwie gleich ist und trotzdem verschieden. Kompliziert, ich weiß, doch lasst es mich erklären. Der Würfel hatte gleiche Seiten, aber diese Muster – und das ist, was einen Menschen ausmacht. Mein Papa hat diese Muster nicht gleich gesehen, so ist es bei Menschen. Sie sehen nicht deine versteckten Besonderheiten die dich ausmachen. Vielleicht hat mein Papa nicht die ungewollten Muster auf dem Würfel gesehen, genauso wie bei Menschen und ihren Problemen oder psychischen Krankheiten. Man sieht sie nicht. Manche Menschen sehen ganz glücklich aus, doch vielleicht verbergen sich dahinter Depressionen, Essstörungen oder eine andere Körperwahrnehmung. Was ich damit sagen will ist, dass jeder Mensch besonders auf seine eigene Art ist, doch jeder Mensch hat ein paar Ähnlichkeiten.


Bleibt so wie ihr seid und denkt daran, ihr seid nicht allein.

 

Noch einen schönen Tag
Flora 1e

 

 

 

Mödling, Mittwoch den 3. Mai 2023

 

17. Eintrag (Verena):

 

Benigna – die Mutter eines kindlichen symbuddies – hat uns geschrieben (siehe Eintrag 16). Vielen Dank nochmals für diesen schönen Beitrag!


Die Symbuddy-Genese ist schon ziemlich weit fortgeschritten – und es gibt so viel, zu dem ich schreiben möchte, aber dazu müssen wir noch einen symbuddy (er-)finden, der weiß, wie man die Zeit dehnen kann…


Für den Moment möchte ich hier nur teilen, was ich Benigna geantwortet habe:


„Ich verstehe Deinen Punkt vollkommen. Natürlich ist ein demokratischer Prozess und die harte Arbeit einer Diskussion mit dem Ziel einer konsensualen Einigung vielleicht die wichtigste Herausforderung, der wir uns als Gesellschaft und als Menschheit und als Erdbewohner*innen stellen müssen. Aber es sollte nicht nur immer und immer wieder Abstimmen bedeuten, ohne zwischendurch an dem zu arbeiten, worüber abgestimmt wird. Sondern ein bearbeiten und neu formen und bewegen des Diskussionsgegenstandes aus unterschiedlichen Perspektiven. Mir erscheint, dass ist eine eher seltene Qualität, dass Menschen in der Lage sind, für ihre möglicherweise unpopulären Ideen einzustehen und dabei gleichzeitig offen zu bleiben für Veränderungen, Überschneidungen, Umbildungen und Ambiguitäten, die die Einigung nicht kompromittieren sondern bereichern…“


… und kurz davon berichten, was bei der Diskussion zu diesen Standpunkten heute im symbuddy-team gesagt wurde:


„Es ist für die Freundschaft wichtig. Weil Freundinnen, die sich nie streiten, sind keine Freundinnen“


„Man muss kein Raketeningenieur sein, um Ideen zu haben.“


„Es gehört wirklich zum Leben dazu, dass man sich streitet, weil wenn man sich nie streitet, dann ist’s langweilig.“


„Wir sind ja alle verschieden und jeder hat seine eigene Meinung und dass durch… wenn man sich streitet, wird es einem so richtig klar, dass zum Beispiel der eine will das eine, der andere will das andere… das ist wichtig, dass jeder sieht, was der andere will.“


„Einmal noch in der Volksschule, in der Vierten, da hatten wir einen verdammt großen Streit mit meinen Freundinnen. Und danach waren wir viel enger befreundet als zuvor. Also in der Freundschaft sind Streite auch wichtig, dass man sich danach besser versteht. Weil davor waren wir nur Freunde, aber jetzt sind wir so richtig gute Freunde. Das macht schon einen Unterschied meiner Meinung nach. Wir haben es beide gemerkt.“


„Ich hatte mal einen Streit, der weniger als eine Minute gedauert hat.“ – „Und wie hat der geendet?“ – „Wir haben uns ausgelacht.“ – „Und dann?“ – „Und dann haben wir uns nicht mehr gestritten.“ – „Einfach so, weil ihr beschlossen habt, es gibt eigentlich keinen Grund?“ – „Ja.“ – „Häh, aber, das verstehe ich nicht: Auslachen in welcher Definition?“ – „Also wir haben gelacht darüber, was wir gesagt haben.“ – „Ja ok, aber übereinander lachen ist was anderes als…“ – „…also mit wem lachen!“ – „Ja eh, ich weiß eh, also ich meine, es gibt so verschiedene Sachen, wenn man… also da kenn ich mich sehr gut aus, weil das war früher immer so: Wenn man lacht mit Freunden. Das kommt jetzt darauf an, ob derjenige, wenn jemand gerade hingefallen ist aus der Freundesgruppe, dann auch lacht, weil die ganze Gruppe schadenfroh ist, oder der nicht lacht…“ – „Ja ich hab mitgelacht.“ – „Jaja eh, das hab ich dir jetzt nicht unterstellt oder so. Ich wollte es nur sagen.“ – „Ja, Mitlachen oder Auslachen ist ein großer Unterschied! Aber dann frag ich mich: War das wirklich ein Streit?“ – „Ich hab „doch“ gesagt und er hat „nein“ gesagt.“ – „Also das ist der kürzeste Streit der Welt: Nein! Doch! Ok.“


„Wenn man sich uneinig ist, bedeutet das nicht, dass man sich streitet. Wenn ich zum Beispiel mit der Flora rede: Sanjas Lieblingsfarbe ist blau. Dann sagt sie: Nein, sie ist grün. Dann sag ich: Nein, sie ist blau. Und die Flora sagt: Nein sie ist grün…“ – „Wieso solltet ihr entscheiden, was Sanjas Lieblingsfarbe ist?“ – „Das war ein Beispiel!“


„Uneinigkeit führt zu Einigkeit. Weil vielleicht sind davor alle unterschiedlicher Meinung, aber dann kommt ein Kompromiss und den finden ja dann alle gut.“


„Eigentlich bedeutet ja auch ein Konflikt, dass man sich nicht egal ist, oder? Und dass einem wichtig ist, was der andere denkt und tut und deswegen ist eigentlich ein Konflikt manchmal auch ein gutes Zeichen. Und es ist vor allem gut, wenn man den Konflikt dann wirklich ausverhandelt und wie Du sagst einen Kompromiss findet, der wie Du sagst, alles Gute von allen Ideen zusammenbringt.“

Mödling, Sonntag, den 28. April 2023

 

16. Eintrag (Benigna):

 

Liebe symbuddies,

 

Ich liebe Euer Projekt und besonders den Tagebuch-Teil und Eure Gedanken. Ich denke, ihr könntet Interesse haben an erfolgreichen Beispielen harter wissenschaftlicher Verhandlungen, die etwas mit folgendem Post zu tun haben:

 

"Mehrere Forscher*innen tauschen ihre Erkenntnisse und Ideen aus. Es kommt zum Konflikt.

Die Lösung: Endlose Verhandlungen und immer wieder „Abstimmen“ bis endlich alle Ideen so von Ecken und Kanten befreit sind, dass ein absoluter Konsens möglich ist. Meist wird dieses Ziel nicht erreicht – und das ist vielleicht auch ganz gut so."

 

Ich stimme zu, das Abstimmungsrunden oft vom Konsens wegführen, trotzdem ist das aber ein weitentwickelter wissenschaftlicher Prozess. Kennt ihr das IPCC? Das ist ein wissenschaftliches Gremium, in dem etwa 500-1000 Klimaforscher*innen (die besten in ihren Bereichen) zusammenarbeiten um die aktuellsten Erkenntnisse zu prüfen. Sie schreiben eine Bewertung, die von ALLEN Wissenschaftler*innen UND von Politiker*innen bestätigt werden muss. Das ist sehr schwierig und mühsam. Aber es passiert! Mühsame und schwierige Einigungen müssen gefunden werden, immer ausgehend von wissenschaftlichen Erkenntnissen, und manche müssen Ideen schmerzlich aufgeben, um Einigungen zu erzielen. ABER der finale Text ist eine vollständige Einigung! So können wir zum Beispiel sagen, dass alle Wissenschaftler*innen zustimmen, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Alle stimmen zu. Diejenigen, die weiterhin das Gegenteil behaupten, sind Sonderlinge, waren nicht Teil des Prozesses oder sind überhaupt keine Wissenschaftler*innen. Es gibt viele wissenschaftlichen Erkenntnisse, die durch diese Verhandlungen sehr gut geprüft sind.

 

Viele Grüße nochmal und alles Gute für das Projekt!

Benigna

Mödling, Montag den 27. März 2023

 

15. Eintrag (Iliya): 

 

Hi!

Ich bin Iliya und bin beim Team "PAI" dabei! Heute haben wir unsere Power Point für unseren Amakasius fertig gemacht. Amakasius besteht aus Steinen und Stöcken. Er ist sehr wichtig für die Umwelt, denn er ist Müll! Ok, ich muss weitermachen. Tschüss!

 

Mödling, Donnerstag den 30. April 2023

 

14. Eintrag (Dogwarts):

 

Hallo ich bin Dogwarts!


Ich will euch meine Geschichte erzählen, wie ich überhaupt zu meinen Freunden gekommen bin und wie ich mich fühle, ausgestoßen von den anderen Dogwarts zu sein. Zunächst werde ich euch meine Freunde vorstellen und erklären, wer was bei diesem Dogwarts-Projekt gemacht hat. Die Mitglieder dieses Projektes heißen: Luise, Lotte, Magdalena, Helena und Alessia. Sie sind die besten Freunde die ich mir vorstellen kann. Wenn jemand etwas Böses von ihnen will, beschütze ich sie natürlich SOFORT. Leider konnte ich meine Eltern nicht beschützen aber dazu später. Die Aufgaben waren ganz genau eingeteilt. Luise hat für mich diesen Tagebucheintrag geschrieben und das Logo gezeichnet, Lotte hat mich in Minecraft gebaut und mit Magdalena zusammen mich auf Papier gezeichnet und mit Naturmaterialien geschmückt, Alessia und Helena haben eine Powerpoint erstellt und Helena hat mich auch mit einer Flosse als Fisch gemalt. Um sie zu beschützen habe ich spezielle Fähigkeiten. Die sind: Mut, Treue, Stärke, ich kann gut hören und sehen, kann meine Farbe und mein Aussehen verändern, intelligent, flink und schnell. Ich habe alles von meinen Eltern geerbt, doch sie sind tot. Es gibt zwei Stämme von Dogwarts. Die Schwarzen und die Weißen, doch sie sind Feinde. Sehr große Feinde. Meine Mutter war von den Weißen und mein Vater von den Schwarzen. Natürlich war dies nicht erlaubt und so wurden sie bestraft. Sie wurden von beiden Rudeln attackiert und sind an den Wunden verblutet. Luise, Magdalena, Helena, Alessia und Lotte haben mich dann gefunden und aufgenommen. Ich habe eine Hundehütte vor der WG meiner Freunde. Da kann ich jederzeit raus und frei herumlaufen. Meine Freunde haben sich einen Schrei ausgedacht, damit ich zurückkomme, falls sie in Schwierigkeiten sind. So sind wir immer zusammen und ich kann ihnen helfen.

Mödling, Montag den 27. März 2023

13. Eintrag (Konstantin V.):

Hallo Symbuddy – Freunde!

In letzter Zeit gab es sehr viel Streit um ein Mitglied der Chaoten. Denn ich wollte das ein ,,Freund´´ in unsere Gruppe kommt aber die anderen beiden Mitglieder wollten das nicht, was dann zu einem Streit in unserem Team ausgelöst hat. Es sind Freundschaften kaputt gegangen wegen dem einen Mitglied. Schließendlich nach fünf BE Stunden wurde der Streit aufgelöst und er durfte nicht dabei sein. Ich hoffe es gibt keine Streitigkeiten mehr in unserem Team.

Darmstadt, Montag den 27. März 2023

 

12. Eintrag (Matthias Herrgen / Anthropologe, Gast am 16. März 2023):

 

Die Schulklasse projiziert im Geiste der parallelen Arbeitsgruppen die Entwürfe ihrer SYMBUDDIES. Es werden körperhafte Wesen (es schleicht sich ab und zu der Ausdruck Symbodies ein, zum Preis der Kritik der MitschülerInnen) konstruiert, deren Eigenschaftskonstitution mich an die Thesen von Pascal Boyer, und damit an Religionsanthropologie, erinnert: In seinem Catalogue of the Supernatural werden Optionsräume der Regelverstöße beschrieben, die eine Gottheit aufweisen muss, um mittels übernatürlicher Eigenschaften (mental repräsentiert) glaubhaft zu sein. Auch die Eigenschaften der SYMBUDDIES, akribisch beschrieben und engmaschig demokratisch gestiftet, lassen sich als Brüche mit physischen, biologischen oder psychischen Ontologie-Kriterien beschreiben, somit mit dem Ausscheren aus anthropologischen Eigenschaftsräumen (durch Unsichtbarkeit, Vermögen des Gedankenlesens, Form- und Gestaltwechsel etc.), die den Übergang in den künstlerischen Gestaltungsfreiraum markieren.

Die Absurdität bzw. Unglaubwürdigkeit von Eigenschaften, in einer hospitierten Gruppe das Vermögen des Gestaltwechsels, erfährt konzeptionell interessanterweise eine naturalistisch-reduktionistische Begründung. In der DNA des SYMBUDDIES seien alle entsprechenden morphologischen Informationen vorhanden, die sein Wesen ermöglicht. Auch wenn das Akronym der DNA auf Nachfrage unauflösbar ist, werden spontan fundierte Referate zur Genetik gehalten und Grundzüge der Vererbung erläutert, die Gruppe leistet somit in projektiv-konzeptioneller Hinsicht eine Verknüpfung/Differentialisierung von Geno- und Phänotyp. Das Kunstwerk wird er/be-lebt! Die Demiurgen spielen in der Pause Tischtennis.


(Boyer, Pascal (2000): Functional Origins of Religious Concepts: Ontological and Strategic Selection in Evolved Minds. In: The Journal of the Royal Anthropological Institute 6 (2), S. 195–214.)

 

Mödling, Montag, den 20. März 2023

 

11. Eintrag (Flora):

 

Hallo! Ich heiße Flora und bin in der Forschungsgruppe „die Fünf Elemente“! Ich hatte eigentlich nicht vor, über unseren Symbuddy zu reden, sondern zu sagen, was Kunst für mich ist!


Ich finde Kunst ist ein Ausdruck der Gefühle und der Kreativität. Wenn ich zeichne befinde ich mich in einer eigenen Welt und bin vollkommen entspannt. Ich bin zwar oft unzufrieden mit meinen Zeichnungen, aber wenn ich einmal etwas sehr schönes zeichne, dann fühlt es sich an wie ein Sonnenstrahl, der mir ins Gesicht scheint, wenn ich die Zeichnung anschaue. Es ist meistens interessant, was Leute in die eigenen Zeichnungen hineininterpretieren. Als ich einmal eine Hand zeichnete sagte mein Papa, dass es für ihn die Siegeshand nach einem Gewinn ist. Jemand anderer meinte, dass meine Zeichnung eine Hand darstellen sollte, die der stille Hilferuf ist und gerade ertrinkt. So unterschiedlich sind die Meinungen aber dennoch genial. Ich respektiere von jedem die Meinung und freue mich über jede Perspektive. Seid aber nicht traurig wenn jemand eure Zeichnung komisch oder hässlich findet. Kunst kann nicht hässlich sein, da für mich alles Kunst ist. Manche Leute sind halt eben neidisch auf eure wirklich tolle Zeichnung und wollen es nicht zugeben. Ich will damit einfach nur sagen, dass die Meinung anderer nicht immer zählt. Man könnte sonst nie etwas machen was einem gefällt. Es gibt ja immer jemanden, der dagegen ist.
Ich höre manchmal Musik während dem Zeichnen. Es ist irgendwie, als wäre man in einer Blase voll Musik und in sich selber. Vielleicht finden andere Leute das komisch, das ist vollkommen okay. Bei mir variiert es. Manchmal will ich in kompletter Ruhe zeichnen, manchmal auch nicht.
Ich werde überlegen, in Zukunft weitere Einträge im Forschungs-Tagebuch zu machen, da muss mir aber noch ein gutes Thema einfallen.


Noch einen wunderschönen Tag
Flora

Mödling, Montag den 13. März 2023

 

10. Eintrag (Nils):

 

Ich heiße Nils Larsen und bin in der Forschungsgruppe namens Team Star. Wir arbeiten seit ein paar Wochen an unserem Symbuddy. Angefangen hat alles, als zum ersten Mal Michael Simku zu unserem Unterricht gekommen ist. Unser Team hat dann begonnen, an Niro zu arbeiten. (Das ist der Name unseres Symbuddys.) Zuerst mussten wir einen Fragebogen über Niro ausfüllen, dabei haben wir uns die Geschichte von ihm ausgedacht. Er hat Flügel und zwischen den Flügelspitzen  sind Schwimmhäute, mit denen er sich schnell im Wasser und in der Luft bewegen kann. Vor langer Zeit hat er mal auf einem Asteroiden gelebt. Eines Tages ist aber der Asteroid auf die Erde geflogen. Niro konnte sich gerade noch retten, indem er von dem Asteroiden absprang und mit voller Kraft in die Luft flog. Seitdem ist er auf der Erde. Niro hat nur überlebt, weil er sich sehr schnell an seine Umgebung anpassen kann. Man sieht ihn nie, weil er nur nachts rauskommt und so schnell fliegt, dass man ihn nicht erkennen kann. Niro kann sich telepathisch mit jedem Lebewesen unterhalten. Als wir uns die Geschichte fertig ausgedacht hatten, begann ein Teil von uns mit der PowerPoint und ein anderer Teil skizzierte Niro. Auch ein Logo haben wir gezeichnet. Beim nächsten Unterricht wurden wir über Niro interviewt. Danach sind wir in den Werkraum gegangen und haben dort die Stimme von Niro aufgenommen. Alles zusammen hat mir Spaß gemacht und ich bin gespannt auf unseren nächsten Schritte.



Mödling, Montag den 13. März 2023

 

9. Eintrag (Sanja):

 

Bei dem Symbuddy-Project gab es Schwierigkeiten und Streitereien, obwohl es eigentlich sehr lustig ist, den Symbuddy zu erschaffen und zu beschreiben. Trotzdem hoffe ich, dass wir uns wieder versöhnen.

Mödling, Montag, den 13. März 2023

 

8. Eintrag (Simon): 

 

Hallo, ich bin Simon und ich schreibe über unseren Symbuddy Niro. Er kann ziemlich viel. Er kann nicht reden, aber er kann mit Lebewesen telepathisch kommunizieren. Außerdem kann er fliegen und er ist sehr schlau und stark. Am wichtigsten ist aber, dass er im Weltraum atmen kann, weil er dort in einem Asteroiden lebt. Aber es kann kommen, dass der Asteroid auf einen Planeten kracht und somit muss Niro dort überleben. Das ist für ihn sehr leicht, weil er sich schnell wieder an seine Vegetation gewöhnt. Wir haben ihn zum ersten Mal gesehen, als er auf die Erde gekracht ist. Das war zur Zeit der Dinosaurier. Dann hat er sich in eine Höhle zurückgezogen. Sein Lieblingsessen ist Fisch (am liebsten Barsche). Er ist sehr schnell, daher wird er nicht oft gesehen, aber meine Freunde und ich hatten Glück: Wir sahen, wie er bei einem Fischstand Fisch gegessen hat. Dann sind wir Freunde geworden. Ja, das war's dann fast schon. Übrigens sehen wir ihn immer, wenn wir am Sonntag um 5:55 55 Sekunden aus dem Fenster schauen. Könnt ihr auch mal ausprobieren – ich wette, dass es funktioniert.



Wien, Montag den 06. März 2023

 

7. Eintrag (Verena): Herausforderungen der Co-Creation

 

Michael hat ja in seinem ersten Eintrag geschrieben, das symbuddy-project drehe sich um Fragen der (Möglichkeiten von) Empathie und um Potenziale spekulativer symbiotischer Lebensformen.

 

Das Forschungsteam hat hierzu bereits ziemlich hart gearbeitet: Wie kann das gemeinsame Tun und Sein gelingen? Gar nicht so einfach.

 

Mir scheint, die zu Beginn hauptsächlich angewandten Methoden reduzieren sich auf zwei Seiten einer Medaille.

 

Variante 1:
Mehrere Forscher*innen tauschen ihre Erkenntnisse und Ideen aus. Es kommt zum Konflikt.

Die Lösung: Das Forschungsteam zerbricht in Gruppen, die (scheinbar) konsensuale Vorstellungen haben. Leider oft kein befriedigender Weg, weil sich die Erkenntnisse und Ideen dadurch nicht weiterentwickeln und der Leidensdruck bei möglicherweise einzelnen Verstoßenen enorm ist.

 

Variante 2:
Mehrere Forscher*innen tauschen ihre Erkenntnisse und Ideen aus. Es kommt zum Konflikt.

Die Lösung: Endlose Verhandlungen und immer wieder „Abstimmen“ bis endlich alle Ideen so von Ecken und Kanten befreit sind, dass ein absoluter Konsens möglich ist. Meist wird dieses Ziel nicht erreicht – und das ist vielleicht auch ganz gut so.

 

Die Herausforderung, eigene Ideen zu vertreten und zu vermitteln, aber auch deren Modulation und Verflechtung mit anderen Ideen zu wagen und voranzutreiben, scheint mir aktuell als das vielleicht wichtigste Vorhaben im symbuddy-project.

 

Wie an den ersten Forschungsergenissen sichtbar wird, war das Forschungsteam hierbei aber schon sehr erfolgreich.

 

Wien, Freitag 3.3.2023

 

Eintrag 6 (Michael): Sondierungen

 

Diese Woche haben alle drei Klassen begonnen Interviews als Sound aufzunehmen. Mit dabei der aktuelle Entwurf des jeweiligen Symbuddys, der auf einem Leuchtkasten unter einer Kamera platziert und parallel zum Gespräch gefilmt wird. Wie im Labor unter dem Mikroskop kann man im Verlauf des Interviews, die eine oder andere Veränderung an der Figur beobachten. In gewisser Weise ist die Bezeichnung Interview für diesen Prozess irreführend. Eigentlich begeben wir uns in Verhandlungen, um momentan noch skizzierte Figur weiter zu erfinden. Das heißt, die Gruppe einigt sich auf eine Körpergröße, auf Fähigkeiten und meistens gleich auf eine ganze Backstory mit Evolutionsgeschichte -

 

- „Wenn es nur 30cm ist groß ist, dann könnte es überall reinschlüpfen“

 

-„Aber vielleicht ist das doch zu klein“

 

- „Ok dann kann es ihre Größe ändern und überhaupt hat es die Fähigkeit im Laufe eines jahrhundertelangen Lebens gelernt“

 

- „Gute Idee, dann müssen wir noch einmal über die Entstehung sprechen...wie erlangt man so eine Fähigkeit...

 

Nach ca. 10 bis 20 Minuten erlangt der Symbuddy ein immer schärferes Profil und es tun sich, durch diese Perspektive, plötzlich Fragen über unsere Welt und unser Verhältnis dazu auf. Dabei sind Widersprüchlichkeiten äußerst produktiv, da gerade aus den Verhandlungen, die diese nach sich ziehen, die besten Konzepte und Ideen entstehen.

 

 

Mödling, Freitag den 03. März 2023

 

Foto von HANANAS

Wien, Freitag den 03.03.2023

 

5. Eintrag (Verena): Woche 1 & 2


Das symbuddy-project läuft jetzt offiziell seit zwei Wochen – Michael Simku war also in den drei ersten Klassen je zweimal dabei und wir konnten etwa 300 Minuten Unterrichtszeit für unsere Forschung nutzen.

 

Begonnen haben wir naheliegenderweise mit einer Vorstellungsrunde. Jede*r Forschungspartner*in stellte sich selbst und sein Totem vor – ein vorab gezeichnetes Wesen aus Tier- oder Pflanzenwelt, das aufgrund spezieller Fähigkeiten ausgewählt wurde.

 

Pro Gruppe mussten also zum Einstieg etwa 28 Forschungspartner*innen für etwa 50 Minuten Aufmerksamkeit für alle anderen aufbringen. Das war eine große Herausforderung.

 

In der Folge wurde es etwas einfacher: Kleinere Forschungsteams wurden gebildet – manche bestehen nur aus einem Kind, manche aus bis zu acht Kindern. Jedes Forschungsteam braucht außerdem ein nicht-menschliches Mitglied, einen symbuddy, der alle Eigenschaften und Fähigkeiten der anderen Teammitglieder inklusive Totems in sich vereinigt. Nachdem wir über solche symbuddies in der Schule nicht verfügen, müssen wir sie erfinden.

 

Gleich nach Formierung der Teams suchten wir passende Körperteile für die symbuddies im Museumspark. In der zweiten Woche führte Michael Interviews mit den Forschungsteams zu ihren symbuddies.


Mödling, Donnerstag den 02. März 2023


4. Eintrag (Smart Cookie): Tagebuch


Heute haben wir (Smart Cookies) unseren Symbuddy erstellt und wurden sogar interviewt. Das war wirklich lustig.


Gerade müssen wir eine PowerPoint Präsentation erstellen, aber leider funktioniert nicht alles so wie wir möchten. Hoffentlich geht es nächste Woche besser!

Wien, Donnerstag den 02. März 2023


3. Eintrag (Verena): Über Namen

 

Wir haben begonnen! Michael war jetzt schon zwei Wochen mit in der Schule und viele Symbuddies wurden geboren.


Aber mit meinem Eintrag heute möchte ich nochmal einen Schritt zurück machen:

Unser Forschungsteam hat sich ja nicht ausgesucht unser Forschungsteam zu sein. Die 83 Kinder besuchen de facto unfreiwillig die Schule und zufällig meinen BE-Unterricht.

Durch die Formierung unseres künstlerischen Forschungsteams wird aus der zufälligen Schüler*innen-Gruppe eine einzigartige Konstellation von Individuen.


Deshalb ist es mir für jede Form der Publikation wichtig, jedes Kind namentlich als Autor*in anzugeben – nicht nur mit ihren Vornamen, die in der Summe als Platzhalter für „zufällig Schüler*in“ stehen, sondern nach Möglichkeit mit ihrem vollen Namen, der sie klar identifiziert. Dafür habe ich das Einverständnis der meisten Eltern einholen können.

Aber viel wichtiger: Ich habe die Kinder gefragt, wie sie denn jeweils individuell genannt werden möchten: Mit vollem Namen? Oder doch nur einem Teil des Namens? Oder mit einem Pseudonym bzw. Künstler*innen-Namen?


Das ist natürlich eine schwierige Frage – schließlich wissen unsere Forscher*innen noch nicht genau, worauf sich eigentlich einlassen und wie sehr sie damit identifiziert werden möchten.


Natürlich gibt es die Möglichkeit, Meinung und Namen im Laufe des Prozesses noch zu ändern.


Dennoch muss ich gestehen hat es mich irritiert, dass der Großteil der Kinder Namenserfindungen angegeben hat, bei denen es sich weder um ihre eigenen Namen noch um „Künstler*innen-Namen“ im von mir erwarteten Sinn handelt. Vielmehr ähneln sie Usernamen aus der Welt der Computerspiele und der social media.


Eigentlich ist das wenig überraschend und ich frage mich, warum mich das irritiert… wohl, weil mir diese Namen sehr austauschbar erscheinen und eben der Effekt der persönlichen Identifikation eher gering ausfällt. Aber vielleicht stimmt das auch gar nicht…


Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich die Namen unserer Forschungspartner*innen über den Projektverlauf hinweg entwickeln werden.

 

Wien, Montag, 27. Februar 2023


2. Eintrag: Spieler #2 Michael


Mein Name ist Michael Simku, ich lebe und arbeite als Künstler und Kunstvermittler in Wien. Gemeinsam mit einer Gruppe Schüler*inne und der Künstlerin und Pädagogin Verena Miedl-Faißt habe ich „the symbuddy-Projekt" initiiert. Der Antrieb unseres gemeinsamen Abenteuers ist das Prinzip der Symbiose zwischen verschiedenen Lebensformen. Als Ausgangspunkt erschaffen wir hybride Figuren aus natürlichen sowie menschengemachten Objekten und aus Fantasie. Wir benutzen diese Charaktere als Blickwinkel von wo aus wir Welten voller imaginärer Architekturen und Klanglandschaften erschaffen, die von unserer planetaren Umgebung geprägt sind. Ein Ansatz, der gleichzeitig mit Wissenschaft und Science-Fiction zu tun hat. So wird einerseits gesammelt und beobachtet und dann mit diesen Zutaten an fiktiven Welten gebaut. Ich glaube, um die Klimakrise zu bewältigen oder eine nicht ausbeuterische Wirtschaft zu schaffen und Ungleichheiten zu überwinden, ist es von fundamentaler Bedeutung bessere „Weltenbauer*innen“ zu werden, indem wir unser Bewusstsein mit einem höheren Maß an Empathie für Pflanzen, Tiere oder Menschen schärfen und erweitern.


Daher ist Empathie ein weiterer zentraler Antrieb dieses Projekts. Beeinflusst unsere Umgebung jede unserer Bewegungen, unser Denken und unser Handeln, und wie bringen wir selbst gleichzeitig diese Strukturen hervor in symbiotischen und leider manchmal toxischen Beziehungen? Kann man das in der Schule lernen? Wir wissen es noch nicht so genau, aber wir gehen in dieses Projekt mit Lust auf Abenteuer und ohne ein vorherbestimmtes Ergebnis im Kopf. Unwissende Lehrmeister*innen unterrichten vielleicht weniger und erforschen mehr...

Wien, Sonntag, der 19. Februar 2023


1. Eintrag: Spielerin #1 Verena


Mein Name ist Verena Miedl-Faißt. Ich bin Künstlerin, Freundin, Geh-Denkerin, Denk-Sprecherin, Lückenbewohnerin und seit letztem Herbst Kunstlehrerin am BG/BRG Keimgasse Mödling – einem großen Gymnasium in Niederösterreich außerhalb von Wien.

Morgen werden wir etwas Neues beginnen. Wir haben es „the symbuddy-project“ genannt. Bis jetzt sind „Wir“ nur Michael Simku und ich. Aber von morgen an kommen 95% unseres Forschungsteams an Bord – 83 Kinder von etwa 11 Jahren.

Unsere Pläne sind recht ambitioniert: Wir beanspruchen Erkenntnisse zu gewinnen, die die Welt verändern. Wir beanspruchen Forschung zu betreiben, die relevant ist. Wir beanspruchen, dass wir etwas tun, das andere sehen und verstehen sollten. Weil wenn nicht, warum sollten wir denn überhaupt etwas tun?

Letzte Woche habe ich den Kindern unsere Pläne beschrieben. Ich habe ihnen den research catalogue gezeigt; davon erzählt, dass wir Wissen zur Schau stellen wollen, das normalerweise den Klassenraum nie verlassen würde. Ich habe ihnen erklärt, warum ich glaube, dass Kinder die richtigen Partner*innen sind für unser Unterfangen. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich nicht genau weiß, was passieren wird – aber dass wichtig ist, dass es nur mit und durch jede*n einzelne*n von ihnen passiert, nicht als „Kind“, sondern als unersetzbare Person.

Manchen schien das zu gefallen. Ich fragte, ob jemand einen ersten Vorab-Eintrag für unser Forschungstagebuch schreiben würde – darüber, was er oder sie sich erwartete oder vorstellte. Das wagte noch niemand.

Also, was erwarte ich?

Ich denke es wird laut und anstrengend. Nicht weil Kinder laut und anstrengend sind. Sondern weil eine große Gruppe, die Tag für Tag und Jahr für Jahr in einem engen Klassenraum verbringt, zwangsläufig laut und anstrengend wird – zumal, wenn die normalen schulischen Regeln für einen langen Moment gelockert werden, um Unerwartetes möglich zu machen.

Trotzdem hoffe ich, wird es Momente des beredten Schweigens geben. Momente der gemeinsamen Schwerelosigkeit, zusammengehalten von neuen Verbindungslinien. Momente voll Staunen und Zuwendung zur Welt.

Dann werden wir erfolgreich gewesen sein.