{250909}
Klausur
Bei unserer Exkursion am 28. August gab es noch einmal aufgefrischte und neue Eindrücke. Der Teppich lag halb ausgerollt im Kubus. Margo entdeckte insbesondere das “Siegelwachs” an den Türen. Manfred hatte den Grundriss ausgedruckt, so dass die Maße der Zellen auch einfacher ersichtlich waren. Ich bin in Zeven und habe die Unterlagen nicht auf der Reise dabei, aber es gab dann doch die Bewegung zurück von der Korridorzwischentür zu einer Zelle. Trotzdem habe ich noch alle Maße der Gitter genommen.
Die schmalste Zelle ist ca. 220 (?) cm breit. Ein hoch angebrachtes niedriges Doppelfenster könnte wieder sichtbar gemacht werden, wenn man die Vorhänge und Holzverschläge entfernt. Die Decke ist gewölbt, an den Seiten oben sind jeweils Bilderschienen montiert. Der Boden ist Zement, am unteren Ende der weiß gestrichenen Wände sind ca. 10cm hohe graue Anti-Schmutz-Streifen (?). Unmittelbar ab der Tür beginnen draußen die fahl gelben und rotbraunen Kacheln des Korridors.
Die Gittertür-Struktur wäre eine vertikal-rankende gewesen, in der Zelle stelle mir statt dessen primär eine horizontale Struktur vor. Eine Barriere im Raum zwischen den Wänden links und rechts. Ein "Dickicht" aus Gläsern und Drähten? Mit den Trommelfellen bin ich nicht weitergekommen. Dagegen weiter mit Glas in den laufenden zwei Ausstellungen in Graz und Steindorf. Die horizontale Situation, als wir letzten Herbst im Hoke Werkhaus gearbeitet haben, interessiert mich mehr als der vertikale Teppich der ‘Reticule (suspend)’ in der Neuen Galerie Graz. Auch will ich diese Arbeit nach Ausstellungsende nicht zerlegen. Welches Format sollen die Gläser haben? Bei unserer Exkursion gebe ich zu denken, dass hunderte Gläschen bis November zu bohren vielleicht unrealistisch ist. Manfred fragt vorgestern, ob er irgendwie damit behilflich sein kann.
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Wasser
Eine Frage mit Wasser war noch im Raum. Soll ein Teil der Barriere ein Wasserbecken sein? Wie ließe sich das realisieren? Ist der Zementboden an sich wasserundurchlässig, so dass man nur zwei "Wälle" zur vorderen und hinteren Begrenzung errichten müsste? Kann man ohne die hässliche schwarze ‘Teichfolie’ auskommen? Ideal wäre Wand-zu-Wand genau eingepasst. Etwas könnte auf dem Wasser schwimmen; ich denke zunächst an Text und Buchstaben. Im Hoke Werkhaus hatte ich versucht, die Glasplättchen schwimmen zu lassen; die spezifische Dichte von Glas ist zu hoch, die Plättchen sinken, so dass ich dort am Schluss die Plättchen dicht über der Wasseroberfläche gespannt hatte. Trotzdem will ich die Idee nicht aufgeben, dass die Gläser auf dem Wasser schwimmen könnten.
Vielleicht wird das Wasser in Bewegung gesetzt. Entweder durch eine Peristaltik-Pumpe, oder durch einen Basslautsprecher (Kalotte) im Infraschall-Bereich. Oder durch die Solenoids, indem diese eine kleine Fläche “schieben”. Durch die Animation des Wassers würden die Plättchen sich immer leicht neu anordnen.
Wie sieht die Wasseroberfläche optisch aus? Vieles hängt vom Untergrund ab. Soll man es zusätzlich beleuchten. Den Boden verspiegeln? Einen Ölfilm erzeugen?
Was ist das spezifische Gewicht von Epoxyharz? Würden eingegossene Gläser mit Piezos irgendwie klingen? Das Harz hat eine gelbliche Tönung. Man könnte das Harz so gießen, dass Löcher ausgespart werden am Rand, so würde man sich das Glasbohren sparen.
Eine andere Möglichkeit, wahrscheinlich unpraktisch, wäre in der Höhe, z.B. Augenhöhe, quer Stahlseile zu spannen, und dann von denen die Gläser/Plättchen abzuhängen, mit einem Mechanismus, der es ermöglicht, sie genau auf die Wasseroberfläche abzusenken. Klingt kompliziert.
Schuppen. Siegelwachs
Horizontalität bedeutet der Gravitation zu trotzen.
Samen schwimmen auf Wasser.
(vgl. ‘Dissemination’ mit Naya, 2010).
Gräser schwimmen auf Wasser.
Laub schwimmt.
Papier schwimmt.
Insekten schwimmen.
Es sollte kein rigides Raster geben, sondern eine organische Form (oder zumindest eine gebrochene Form; wie ein Kristall). Voronoi.
Wenn die ‘Kanäle’ eine all-over Struktur haben, müssen sich Pfade kreuzen. Pfade als Dickicht, das Dickicht erscheint hier als Vertikalität der Drähte und Verbindungen, sie könnten Bögen bilden wie die Trajektorie springender Insekten. Kupferlackdraht ist leicht. Wenn jeder Draht vertikal bis auf Augenhöhe geht, benötigt man lange Leitungen und relativ dicken Draht (0.8mm mindestens).
Was ist das spezifische Gewicht gedruckten PLAs?
Ranken. Im Garten in Zeven steht eine Struktur aus gewinkelten Beinen, die ein Zelt bilden, ähnlich wie Manfreds gewinkelte Metallstäbe, die im Gewölbe in Benshausen die Papiere halten.
Sechs ist eine gute Zahl. Sechs Kanäle.
Die Barriere könnte in etwa quadratisch sein, mit sechs durch Voronoi definierten Feldern à 18 Gläsern, dann müssten doch nur sechs Drähte nach oben laufen. Statt der sich kreuzenden Pfade würde die räumliche Fokussierung im Vordergrund stehen. (oder man verschmischt die Grenzen etwas).
Wie geht das alles technisch? Man würde erst die Gläser im Becken plazieren, dann das Becken so fluten, dass die Gläser angehoben werden. Schuppen ⟷ Voronoi. Die Gläser müssten Behältnisse sein, so dass Wasser durch Luftvolumen verdrängt wird und sie schwimmen. Mit 15 Gläsern pro Quadratmeter wäre man bei insgesamt 60 Gläsern. Die kommen ohne Bohren aus. Es könnten irreguläre Vierecke sein, an jeder von fünf Seiten (Boden und vier niedrige Wände, gerade so hoch, dass kein Wasser eindringt). Die Wände müssten wasserdicht mit Silikon verklebt werden.
Man müsste mit einem Prototypen einen Klangtest im Wasser machen; klingt das Glas überhaupt noch?
Man könnte auch sechs Seiten denken, und vielleicht mit transparentem PLA die unteren fünf drucken, dann bleibt der Deckel aus Glas zum Auflegen; hierauf wird wie in ‘Reticule’ das Piezo geklebt. Mittels aufgeklebten ‘Einrastnägeln‘ könnten die Deckel einfach aufgelegt werden und wären gegen Abrutschen gesichert. Die Deckel hätten so unterschiedliche Abstrahlwinkel. Ist das gedruckte PLA (über einen längeren Zeitraum) wasserdicht? Hierzu gibt es widersprüchliche Aussagen. Der Vorteil vom 3D Druck wäre, dass ziemlich viel händische Arbeitszeit gespart würde. Auch könnten die Seiten in der Z-Achse unterschiedliche Winkel haben.
Schwebt das Wasserbecken? (Es gibt wohl kaum ein 200 x 100 x 10cm transparentes Acrylglasbecken) Dann könnte man auch von unten schauen.
{250909}
Stachel
Gleich am ersten Tag meines Norddeutschlandurlaubs fielen mir die vielen grünen Maroni auf, die im Garten meiner Eltern unter der Esskastanie im Rasen verstreut waren. Es sind ‘taube‘ Hülsen, die vor der eigentlichen Reife herunterfallen; in der Regel gehen sie nicht auf, bzw. wenn sie aufgehen, sind sie weitgehend leer. Die Hülsen sind hellgrün, manchmal bereits mit braunem Ansatz, und rundum stachelig, der perfekte Schutz vor Fraßfeinden, ein Sinnbild für Widerspenstigkeit. Man kann sie ohne Handschuhe anfassen, indem man ganz behutsam ist oder den Stielansatz findet.
Ich begann, die grünen Bälle einzusammeln, schnell war klar, dass diese einzelne Kastanie eine große Menge davon abgeworfen hatte und weiterhin abwarf (eine traf mich auf der Schulter). Zunächst dachte ich, wenn ich 3×108 = 324 finden würde, könnte ich damit vielleicht die Gläser über Wasser halten (irgendwie). Ich machte Versuch und legte zwei Maroni in einen Wassereimer; nach zwei Tagen haben sie sich zwar schon etwas vollgesaugt, schwimmen aber immer noch an der Oberfläche.
Ich denke an einen Teppich aus grünen (später wohl braunen) stacheligen Bällen. Werden die Hülsen doch irgendwann aufspringen? Oder beginnen sie zu rotten? Vielleicht können sie sich über den Ausstellungszeitraum verändern.
In mehreren Schüben sind bisher 450 Maroni zusammengekommen. Ich habe einige Berechnungen angestellt, welche Fläche abgedeckt werden kann. Ich komme auf ca. 333 pro Quadratmeter, die Barriere in der Zelle sollte wenigstens zwei Quadratmeter betragen (Seitenverhältnis 2:1), dann kann man auch nicht einfach darüber hinweg steigen. Ich schätze, dass im Moment noch mindestens 50 taube Maroni pro Tag herunterfallen, also ist es denkbar, dass ich bei meiner Abreise am Freitag 550 bis 600 zusammen habe. Es kann auch sein, dass die Abwurffrequenz nach und nach abnimmt, bis dann irgendwann die reifen Maroni da sind und keine tauben mehr. Ich kann mit der Dichte der Anordnung spielen um etwas mehr Fläche zu bekommen.
{250910}
Wir waren gestern auf Suche nach weiteren Kastanienbäumen. Zwei stehen in der Nachbarschaft und werfen nur sehr wenig und mikrige Hülsen ab. Im Wald ‘Großes Holz' suchten wir eine bekannte Stelle auf, dort waren tatsächlich einige Bäume, aber keine trugen Früchte. Eine einzelne Frucht war auf einem Baum ganz oben noch zu sehen. Mit anderen Worten, die Kastanie im Garten meiner Eltern ist ganz speziell, und ich hoffe, dass ich noch mehr Hülsen aufsammeln kann. Heute morgen habe ich 50 eingesammelt; bisher hat es praktisch nicht geregnet.
Ich bin noch nicht sicher, ob die Hülsen im Wasser schwimmen sollen oder nicht; es wird davon abhängen, ob wir eine gute Lösung für das Becken finden. Eine Alternative wäre, den ‘grünen Teppich‘ etwas unterhalb von Augen- und Ohrhöhe anzubringen. Ich habe eine Drahtgitter mit dem Rastermaß 11mm im Keller gefunden; die Frage ist, ob man das auf über zwei Meter Breite straff gespannt bekommt. Eventuell müsste man zusätzlich ein zwar Aufhängungspunkte an der Decke machen. Man kann die Hülsen dann mit dem Stielrest nach unten zeigend auf dem Gitter einsetzen, was die ganze Konstruktion halbwegs transportabel macht (evtl. müssten mehrere Teilabschnitte zusammengesetzt werden).
Wie gehen die Hülsen mit dem Glas zusammen? Ein erster Versuch war, Gläser zwischen die Hülsen zu klemmen, analog zu ‘Reticule (cliché)’; das überzeugt mich nicht. Entweder die Hülsen sind im Wasserbecken separat von den höher gehängten Gläsern, oder alles spielt sich auf einer Höhe ab, dann würden die Gläser “um” die Hülsen herum sein – darauf gelegt, oder leicht über ihnen, oder die Hülsen befinden sich in den Behältnissen, wie bei ‘Dissemination’. Wenn die Hülsen in den Behältnissen sind, wären die Stachel abgeschirmt; schöner wäre, wenn die Stachel frei im Raum sind.