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WHAT IF? Perspektivenwechsel in der Kulturvermittlung  –  4. Internationales Symposium Kulturvermittlung Festspielhaus St. Pölten Austria

24-25-26-01-2019

 

Attending, Witnessing, Co-Thinking. Radical Practices of Attention

 

Zusammen mit dem Musiker Christoph Gruber und dem bewegten Museum von Antonia Plessing wird Elisabeth Schäfer das Symposium begleiten.


Im Rahmen des Vierten Internationalen Symposiums Kulturvermittlung am Festspielhaus St. Pölten, Österreich zum Thema "Perspektivenwechsel in der Kulturvermittlung: Kanon, Codes und Re-Kodierung" / "Changing Perspectives in Cultural Advisory: Canon, Codes and Re-Coding" wird die Philosophin Elisabeth Schäfer das Symposium permanent reflektierend und kommentierend begleiten. Ausgestattet mit einem Notebook und Literatur wird sie einen Platz nahe der Bühne einnehmen, um das Symposiumsgeschehen hautnah erleben zu können. Sie wird sowohl aktiver Part des Festivals sein, als auch dieses beobachtend und begleitend in einem Life-Blog reflektieren. Das Publikum kann diesen Reflexions- und Schreibprozeß life mitverfolgen, es kann sich ganz in der Nähe der Symposiums-Schreiber*in aufhalten und gleichzeitig wird die Blogproduktion über mehrere Screens mitverfolgbar sein. Im Rahmen dieser performativen Position liegt der Focus auf erforschenden Praktiken und einer Sensibilisierung für das Kultivieren von Aufmerksamkeiten für Ereignisse sowie auf der Entwicklung eines erweiterten und komplexen Systems der Notation all dessen, was aufmerksam und sensibel bezeugt wird. Wir leben in einer Welt permanenten Postens, Likens, Kommentierens in Social Media, eine Welt, die allerdings eine Kultivierung all dieser Aktivitäten vermissen lässt. Im Rahmen ihrer performativen Arbeiten an Praktiken der Aufmerksamkeit wird Elisabeth Schäfer insbesondere folgenden Fragen nachgehen: Auf welche Weise intensivieren, vertiefen und erweitern Praktiken der Aufmerksamkeit unser bewusstes und waches Wahrnehmen? Wie können solche Praktiken die Beziehungsdynamiken von Kollaborationen beeinflussen und die Aufnahmefähigkeit und Erreichbarkeit füreinander und unseren Sinn für unser in Beziehungssein schärfen? Inwieweit beeinflussen Praktiken der Aufmerksamkeit unsere ästhetischen Erforschungen? Und schließlich, inwieweit formen performative Praktiken der Aufmerksamkeit und des Bezeugens auch life Ereignisse auf der Bühne?

 

Elisabeth Schäfer ist Philosoph*in am Institut für Philosophie der Universität Wien, wo sie seit 2010 unterrichtet, und der Universität für Angewandte Kunst Wien. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Dekonstruktion, Queer-Feministische Philosophische, Écriture feminine, Schreiben als Artistic Research, Performance Philosophy. Elisabeth Schäfer realisiert regelmäßig Vorträge, Lecture Performances etc.: web 

 

 

 

 

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[ENGL.]:
Attending, Witnessing, Co-Thinking. Radical Practices of Attention OR: Attending, Witnessing, Co-Thinking. Radical Scores of Attention

 

Together with the musician Christoph Gruber and the moving museum by Antonia Plessing Elisabeth Schäfer will witness the Symposium.

 
During the 4.th International Symposium Kulturvermittlung at Festspielhaus St. Pölten, Austria on the topic "Perspektivenwechsel in der Kulturvermittlung: Kanon, Codes und Re-Kodierung" / "Changing Perspectives in Cultural Advisory: Canon, Codes and Re-Coding" the philosopher Elisabeth Schäfer will witness the festival permanently. She will be seated close to the stage at a desk and provided with literature and a computer, so that she is able to witness all festival events closely. It is her task to attend, witness and reflect the festival via a life-blog. The audience is able to follow the texts produced on the basis of a critical reflection of the festival program on several screens. Within this performative position the focus will be on investigating practices with special care for cultivating alertness to witnessing and the development of an expanded and complex system of notation. We live in a world of constant posting, liking, commenting in Social Media – with a great lack of any cultivation of those activities. Specifically, during this practice Elisabeth Schäfer will put pressure on the various Practices of Attention, exploring their relation to the questions: How do attention practices heighten, deepen, widen perceptual awareness and alertness? How do such practices impact the relational dynamic of collaboration, increasing one’s receptivity, availability and sense of connectedness? What is the impact of this process of attunement on aesthetic exploration?
How are radical Practices of Attention affecting life events?!

 

Elisabeth Schäfer is a philosopher affiliated to the Department of Philosophy at the University of Vienna, where she teaches since 2010, and the University of Applied Arts Vienna. Her main research and teaching areas include: Deconstruction, Queer-Feminist Philosophy, Écriture feminine, Writing as Artistic Research, Performance Philosophy. She realizes lectures, lecture performances etc.: web

What is an archive?

How to archive?

Or – the other way round ... 

Is there any writing, any picture, any production, which is NOT an archive?

Always, already?

How to escape archiving?

Is there any escape?

Does archiving mean: There is nothing new?

Does archiving mean: There is no chance for change?

Does archiving mean: There is only the collection of everything emerging for the sake of conservation?


WHAT IF – AN ARCHIVE PROVIDES THE POTENTIALITY FOR THE FUTURE?


WHAT IF AN ARCHIVE IS ALREADY THE POTENTIALITY OF A FUTURE?


 

"Archiv entsteht mit der Schrift. Schriftlose Ge­sellschaften produzieren keine Restbestände und brauchen also keine Archive."


(Aleida Assmann: "Das Archiv und die neuen Medien des kulturellen Gedächtnisses", in: Schnittstelle. Medien und kulturelle Kommunikation, hg. v. Georg Stanitzek und Wilhelm Voßkamp, Köln 200 I, S. 268-281, hier: 279).

 

Uwe Wirth, Archiv, in: Grundbegriffe der Medientheorie hg. von Alexander Roesler, Bernd Stiegler. München: Wilhelm Fink Verlag 2005, S. 17.

 

REGELN:


Wir sammeln Ihre* Eindrücke vom Symposium – besuchen Sie* uns regelmäßig und notieren Sie* Ihre*:


Erwartungen

Erkenntnisse

Fragen

Konzepte

Gesprächsfetzen, Klänge,

...


Wir archivieren ALLES, was SIE* UNS GEBEN!

 


 

13:30

...

 


 

09:30

...

 


 

Das bewegte Museum ist das "Notizbuch" des Symposiums!


The moving museum is the "notebook" of the Symposium!

 


 

DON'T / MIND THE GAP


 

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TAG 2

26 – 1 – 2019



TAG 1

25 – 1 – 2019



Es geht los ...

 

 

"Das Streben ist die aufgeschobene Erkenntnis, die aber bereits sicherbar wird in der Ungeduld des Schwebezustands, in dem sie sich befindet."


Michel Foucault, zitiert nach: Anne Dufurmantelle, Das Lob des Risikos, Berlin: Aufbau Verlag 2018, S. 45

"Fangen wir nicht mit dem Anfang an und schon gar nicht mit dem Archiv."


Jacques Derrida, Dem Archiv verschrieben, Eine Freud'sche Impression. Berlin: Brinkmann&Bose 1997, S. 9

09:30



programm



Kritisches Kulturmanagement: Eine Ideenskizze
Keynote von Dr. Eric Sons (Northern Business School Hamburg)


Dass Kunstwerk ist ein Prozess, dieser Prozess hat einen Höhepunkt. Wann weiß ich, wann dieser Climax erreicht ist? Philip Vandenberg sagt, dieser Moment ist dann erreicht, wenn "nicht ich das Kunstwerk anschaue" sondern, dass das Kunstwerk mich anschaut.


Aufbruch des Subjekt-Objekt-Dualismus – im Kontext des Neuen Materialismus.


Diskurse brauchen eine materielle Basis – eine Infrastruktur. Alle Praktiken setzen sich immer zu dem, was in der Gesellschaft gesprochen wird, gedacht wird etc. in Beziehung – ob sie wollen oder nicht.


Subjekte und Objekte sind nicht fertig, sie sind in einem permanenten Werden begriffen.


Bio-Art. Kunst, die mit Bio-Material arbeitet.


"Werde-Wesen" (Whitehead).


Hybride Gemische nzw. Hybride Quasi-Objekte finden sich zunehmend in der zeitgenössischen Kunst.


Vernunft - Emotionalität – Materialität


Kulturvermittler*innen arbeiten an diesen Schnittstellen.


Aus der Perspektive des Neuen Materialismus: Sowohl Vermittlung, Subjekte, Objekte offen denken.

Kanonisches Wissen nur als eine von vielen möglichen Wissensformen begreifen: Bedeutungsvielfalt ist Prinzip.


Kulturvermittlung von morgen: Pluralität und Diversität ... Tiere, Pflanzen, Objekte, Energien und Menschen.


Bezug auf Donna Haraway "Unruhig bleiben".



 

Den Prozess, das WIE zu beobachten und zu einem Teil der Arbeit machen.

... "Quer über einen Pfad reihen sich Ameisen hintereinander [...] Die Worte bewegen sich, drehen, gehen umeinander herum, klettern."


Annika Haas: Ihre erste unterbrochene durchgängige Linie. Hélène Cixous' Ameisentheorie, in: Widerständige Theorie. Kritisches Lesen und Schreiben, hg. v. Annika Haas, Jonas Hack, Anna Leyrer, Johannes Ungelenk, Berlin: Neofelis Verlag 2018, S. 234.

 

Plötzlich ist Schiller wieder da & die freie Kunsterfahrung.


Der  „gesetzlose  Sprung  der  Freude wird  zum Tanz,  die ungestalte  Geste zu  einer anmutigen  harmonischen Gebärdensprache, die verworrenen Laute der Empfindung entfalten sich, fangenan dem Takt zu gehorchen und sich zum Gesange zu biegen“


(Friedrich Schiller, „Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen“, in: Werke und Briefe, Frankfurt/M. 1992, Bd. 8: Theoretische Schriften, 556–676, hier: 672)

 


 


 


 

 

 

 

"Soll ich bloß zuhören? Oder soll ich beobachten? Ihnen schweigend zuschauen [...]"


Jacques Derrida, Aufzeichnungen eines Blinden. München: Wilhelm Fink Verlag 2008, S. 10

Wie können wir gemeinsam Kulturvermittlung verstehen? Wie können wir Kultur zugänglich machen?



10:30

 


VIDEO SPLITTER ... DIE WORKSHOPS IN BILDERN ... ALLE 10 SEKUNDEN EIN BILD ... DAZWISCHEN AUSLASSUNGEN ... ... .

Workshops

 


KULTUR VERMITTLUNG


  Was wird vermittelt?

  Wie wird vermittelt?
 
  Wer vermittelt?

An wen wird vermittelt?

Wie kann Kulturvermittlung "wirken"?

Warum eine/keine Kulturvermittlung?

Wie kann "gute" Kulturvermittlung aussehen?
 
Kann Kulturvermittlung selbst vermittelt werden?

 

Kulturvermittlung zwischen Mediation und Animation. Wenn wir animieren: beleben wir dann die Objekte oder die zukünftigen kulturell Interessierten* oder beleben wir etwas in dem Zwischenbereich zwischen uns, also jenen, die wir uns sicher sind, uns mit Kultur auszukennen, jenen, von denen wir vermuten, annehmen, glauben (aufgrund manchmal mehr, manchmal weniger guten Gründen), das wir das Interesse für Kultur erst wecken wollen und den Objekten, von denen – wenn es Kunstobjekte spezifischer Richtungen sind – manchmal auch geradezu eine Verschlossenheit ausgeht, eine Art Entzug aus dem glasklaren Vermittlungsraum. Wenn wir animieren wollen, wie und unter welchen Bedingungen kann das gelingen? Der Vermittlung eine "anima" zu verleihen?

Wenn wir Kultur Mediation (Médiation culturelle) betreiben wollen, bewegen wir uns rasch im Feld einer politischen Agenda, stammt doch der französische Begriff aus einem Kontext der Demokratisierung von Kultur. Demokratie und Demokratisierung ist jedoch ein Prozess, der weniger geradlinig von A nach B verstanden werden kann und zudem ein Prozess, der ein solcher bleibt, also per se als dynamisch zu fassen ist, und an dem immer viele beteiligt sind. Hier wird es schwer, die Rolle der Kulturvermittler*innen in diesem Prozess und in und als Teil der Vielen zu verorten.


Kulturvermittlung scheint sich also als eine heterogene Praxis herauszustellen.

Eine Praxis, die unabhängig von der eigenen Grundlagenforschung zudem noch von den konkreten Zielvorstellungen, dem jeweiligen Kunst- und

 

Bildungsverständnis der Gesellschaft, in der sie stattfindet, geprägt ist. Sie kann und wird sich also ganz unterschiedlich positionieren und gestalten. Große Kulturinstitutionen verbinden sehr oft die Idee der Vergrösserung des Publikums mit Kulturvermittlung. Hier soll Vermittlung Einnahmen, Besucher*innenzahlen generieren. Mit einem Mal rückt die Kulturvermittlung in die Nähe des Marketings. Wird sie zunächst und zumeist als ein Bildungsprozess in einem demokratisch-zivilgesellschaftlichen und/oder künstlerischen Sinne verstanden, gewinnt oft die pädagogische Dimension im Sinne eines Anregens und Moderierens von Debatten oder eines Anleitens und Begleitens künstlerisch-gestalterischer Prozesse an Bedeutung. Soll sie vor allem der wirtschaftlichen Entwicklung, zum Beispiel der Förderung von Kreativindustrien, dienen, ist sie gegebenenfalls von unternehmerischen Logiken geleitet. Zielt sie vor allem auf die Bekämpfung von Strukturen, die Ungleichheit erzeugen, weist sie Schnittstellen zur sozialen Arbeit oder zum Aktivismus, aber auch zu kritischen Wissenschaften auf. Bei all dem kann sie sich auch als Praxis verstehen, die selbst mit künstlerischen Mitteln arbeitet.

Wie jede andere Theorie und Praxis hat auch die Kulturvermittlung dort Reibungsflächen, wo sie institutionalisiert wird, wo sie im Dienste anderer Interessen steht, sich zu diesen verhalten und positionieren und ggf. kritisch von diesen absetzen muss. Gleichwohl ist dies eine ambivalente Position, Kulturvermittlung dient einerseits der Stabilisierung und Legitimierung der Kulturinstitutionen, da sie für Publikum sorgen und deren Anliegen der Institutionen nach aussen vertreten kann. Gleichzeitig "muss" Kulturvermittlung die in sie gesetzten institutionellen Erwartungen immer auch dort durchkreuzen und enttäuschen, wo das, was sie vermittelt, den Institutionen oft kritisch gegenüber steht. Der Wert der Kunst bemisst sich nicht in Kennzahlen. So sehr Institutionen, die Kunst zeigen, diese auch brauchen, um wirtschaftlich geführte Unternehmen zu sein. Kulturvermittlung muss sich also einerseits mit den Institutionen auseinander-setzen und andererseits mit dem, was sie vermittelt. Vielleicht ist die Kulturvermittlung in diesem Zwischen tatsächlich bisweilen aus jenen Begriffanteilen zu lesen, die im Wort Vermittlung unscheinbar stecken: Mitte und mit. 

 

 

13:30



Birgit Mandel

 

"All you need is love"(Beatles)


Worum geht es uns heute ... "Wo sind die blinden Flecken? Unlearning?"


Was steckt hinter den Begrifflichkeiten unserer Fachdiskurse? Wie kann Kulturvermittlung neu gedacht werden?!


Wie kann Kulturvermittlung zum Motor bzw. zum ästhetischen und kuratorischen Katalysator werden? Wie kann Kulturvermittlung in gesellschaftliche Transformationsbewegungen münden? Diese herbeiführen?


Darum soll es in der Tagung gehen!


LAUT DENKEN.


AUF WELCHEN KANON – AUF WELCHES KULTURELLE ERBE BEZIEHEN WIR UNS?


Welcher Kanon ist verbindlich? Wer fühlt sich welchem Kanon verbunden – wer fühlt sich von einem als vermeintlich verbindlich angenommenen Kanon ausgeschlossen?


Eine weitere Frage ist die Frage der Aneignung, der Rezeption: Schemata der Aneignung.Wie können Gegenstände zugänglich gemacht werden und darüberhinaus das Subjekt, das sich den Gegenständen annähert, neu und anders in den Blick nehmen?







 

„Niemand zeugt für den Zeugen“ Paul Celan

 

 

Ein Großteil unseres Wissens beruht auf dem Zeugnis anderer: Wir haben bestimmte Kenntnisse von anderen gehört, in der Schule gelernt, in Büchern, Zeitungen oder im Internet gelesen, im Radio gehört, im Fernsehen gesehen usw. Dagegen stammt nur ein relativ geringer Teil unseres Wissens aus der unmittelbaren sinnlichen Erfahrung oder unserer eigenen Verstandeskraft. Umso erstaunlicher mag es erscheinen, dass das Problem der Zeugenschaft in der Philosophie lange Zeit so gut wie keine Beachtung erfahren hat. Grund dafür ist einerseits der methodische Individualismus der neuzeitlichen Erkenntnistheorie sowie andererseits der epistemologisch ungesicherte Status, der dem Zeugnis im Unterschied zu Wahrnehmung, Erinnerung und logischer Schlussfolgerung traditionellerweise zugesprochen wird. Diese Einschätzung hat sich seit einiger Zeit grundlegend geändert, sodass das Problem des Zeugnisses und der Zeugenschaft mittlerweile im Zentrum ganz unterschiedlicher philosophischer Fragestellungen steht. Während analytische geprägte Ansätze sich dabei vor allem für den erkenntnistheoretischen Status des Zeugnisses als einer spezifischen Wissenspraxis interessieren (Coady, Lackey u.a.), thematisieren kontinental orientierte Ansätze – u.a. im Zuge der der Aufarbeitung genozidaler Gewalt – die ethischen und politischen Aspekte der Zeugenschaft (Agamben, Derrida, Ricoeur, Didi-Huberman u.a.). Das Zeugnis erscheint hier nicht länger als Beweis oder Informationsquelle, sondern als eine ethisch-politische Praxis, in der sich subjektive Erfahrung, Wissen, persönliche Verantwortung und öffentlicher Diskurs miteinander verschränken.

 

Dabei geht es einerseits um die Frage, inwiefern Zeugenschaft als eine soziale Praxis verstanden werden kann, durch die Wissen produziert und tradiert wird, sowie andererseits um die Analyse jener Verfahren und Mechanismen, durch die Individuen – Zeug*innen ebenso wie Zuhörer*innen – als epistemische, ethische und politisches Subjekt konstituiert werden.

 

 

 


AUDIO SPLITTER ... AKKUSTIVE IMPRESSIONEN DER WORKSHOPS VOM 26-01-2019 10:30-13:00

Urbaner Tanz: Untersuchung von Gruppensystemen im öffentlichen Raum
mit Silke Grabinger


Die Arbeiten von Silke Grabinger bewegen sich in den Feldern urbaner und zeitgenössischer Tanz sowie performative Kunst. Ihre methodischen Elemente sind die Inszenierung, die Improvisation und der Zufall. Wie Bewegung mit Intention verbunden ist, welche Momente aus dem Bezug der Künstlerin zum Publikum entstehen und wie der Körper selbst zum Kunstwerk wird, erfahren wir in diesem Workshop mit Ausschnitten aus Stücken Grabingers, in denen immer wieder die Frage nach Utopien aufgeworfen wird.

Super-Hit-Mix: Musikvermittlung als Teambuildingstrategie
Musikworkshop mit Wolfgang Köck und Clemens Böge

 

Hits aus der Popularmusik dienen in diesem musikalischen Workshop als Grundlage einer Neuinterpretation: Wir erarbeiten gemeinsam eine Bühnen-show, indem wir notwendige Aufgaben definieren, zuteilen und ausführen – und dabei mit unserer eigenen Fantasie gestalten.

Das Bilderbuch als Bühne. Workshop mit Illustratorin Christina Röckl


Wie lässt sich Geschichtenvermittlung gestalten und wie vermittelt man die Liebe zu Bild und Text? Die preisgekrönte Kinderbuch-Illustratorin gibt Einblicke in eigene Projekte und Konzepte. Wir erfahren, wie eine Geschichte funktioniert und wie aus dem Bilderbuch eine Bühne wird. Die Illustratorin berichtet über eigene Umwege und Seitenstraßen und lädt zu interaktiven und praktischen Versuchen ein: So wird gedruckt und gebunden, gesponnen, geschrieben und gezeichnet.

Kunst- und Kulturvermittlungan Kinder


St. Pölten bewirbt sich als Kulturhauptstadt Europas 2024 und stellt dabei auch das Thema der Vermittlung von Kunst- und Kulturangeboten in den Vordergrund. Ziel soll es sein, mit der Vermittlung kultureller Kompetenzen die Gesellschaft ein Stück weit zu mehr Offenheit zu verändern und mehr Kinder als aktuell – insbesondere auch aus weniger kulturaffinen Bevölkerungsschichten – mit Kunst- und Kulturangeboten zu sozialisieren.

Mini-Dramen mit Brecht-Effekt
Theaterworkshop mit Julia Perschon


Bertolt Brecht dachte Theater im 20.Jahrhundert vollkommen neu: emanzipatorisch, aufklärerisch und revolutionär. Für Brecht war es wichtig, dass gesellschaftliche Ideen im Theater vermittelt wurden,und das Publikum zu einem aktiven Eingreifen in die Wirklichkeit ermutigt werden sollte. In diesem Workshop entwickeln wir Mini-Dramen, die sowohl für eine Vermittlung im Ausstellungs- wie im Veranstaltungsbereich spannend sind.

Dr. Patrick Glogner-Pilz

 

Kulturelle Einstellungen von Akteur/innen aus Kulturvermittlung und Kultureller Bildung. Versuch einer empirischen Annäherung


Welche Rolle spielen generationen-spezifische Prägungen und welchen Einfluß haben diese auf kulturelle Ziele?


BERICHT VON EMPIRISCHER ERHEBUNG

Jüngere Jahrgangsgruppen wurden wie folgt sozialisiert:

Expressivität/Selbstausdruck/Subjektivität vs. Erbe/Rezeption/Publikum


U.a. folgende Fragend der empirischen Erhebung:

Selbstverwirklichung – wichtig oder weniger wichtig

Kulturvermittlungsbestreben – stark ausgeprägt oder weniger

Kulturbegriff – eng oder weit

Kulturgeschmack – gibt es einen "guten" oder sogar auch einen "schlechten Kulturgeschmack"?


Tendenzen eines Einstellungswandels:

Subjektivität und Selbstverwirklichung bekommt eine größere Rolle bei der Gruppe der ab 1981 Geborenen zugleich spielt der "kulturelle Bestand" eine weniger wichtige Rolle.


Ist das Ziel subjektorientierte Kulturelle Bildung erreicht – die Generation der "ab 1981 Geborenen" stimmt zu.


Unbeabsichtigte Nebenwirkungen wie Publikumsrückgang bei jüngeren Menschen.


Wie damit umgehen?!







 

GENERATION GAP - GENERATION CONTACT?

 

Welcher Generation gehöre ich an?

Y? X? Z?

...

Nur einer?!

Mit welchen Generationen bin ich in Kontakt?

Sind Generationen in Kontakt miteinander?

14:00



Fantasize your life
Barbara Grütze (Musisches Zentrum Wien)


Alles, was wir lesen, kann uns überzeugen und in eine andere Welt entführen. Besonders Jugendliche werden in der Gesellschaft mit voller Wucht von den Meinungen, Werten und Haltungen der Erwachsenen getroffen. Wir improvisieren und machen eine eigene Geschichte: aus Werbeslogans, fiktiven SMS, Sätzen aus Comics und Lieblingsbüchern. Damit machen wir Jugendliche und ihre Umwelt auf die Wertigkeit ihres Verhaltens aufmerksam und entdecken, wie man den Alltag bereichern kann.

 

Interesse für eine non-lineare Narration mitten in der Chronologie der Ereignisse. Die Geschichten des Zeigens und Nicht-Zeigens zu erzählen, die Geschichten des Behauptens und Verwerfens, des Spekulierens, die Geschichten des Auslassens. Des Vagen. Unsicheren. Des Risikos. Oft ist in der Chronologie der Geschichten die Gegenbewegung schon inbegriffen, Immanente Kippmomente, das Paradoxe. Vielleicht könnten wir auch Humor dazu sagen?

ICH UND ES - Ein Plädoyer für das Original als Zentrum aller Vermittlung,für Zeit, Individualität und Sinnlichkeit
Workshop mit Andreas Hoffer und Claudia Pitnik


Neue Perspektiven in der Vermittlung können sich auch ergeben, wenn man sich dem sogenannten Fortschritt einmal in den Weg legt. In Museen geht der Trend heute wieder in Richtung Populismus und
Verwertbarkeit – Angebote müssen sich rechnen. Digitalisierung, Content Marketing und Evaluierung werden wie Götzen angebetet. Dagegen nützen Neuverhandlungsdiskurse, wie sie auf Symposien geführt werden, oft wenig. Wir begeben uns subversiv zurück zum Original, zu verschwenderischem Umgang mit Zeit und der geheimnisvollen Annäherung an Objekte.

Wir funken! Das „Sende-Dreieck“ als Vermittlungsstrategie
Workshop mit Michaela Hinterleitner


Im Zeitalter zunehmender Digitalisierung bleiben die greifbaren Dinge wichtig. Daher untersuchen wir in dem Workshop gemeinsam, welchen Beitrag Elemente des Figuren- und Objekttheaters leisten können, um dem Vermittlungsprozess eine vergnügliche und spielerische
Basis zu geben, Verbindung zwischen Mensch und Objekt herzustellen und um traditionelle und moderne Narrative zu vereinen. Dabei dient das „Sende-Dreieck“ als spannendes Forschungsfeld.

Das Intime und das Öffentliche. Kulturvermittlungsworkshop aus der Sicht von Lehrlingen und Flüchtlingen mit Birte Brudermann und Martina Adelsberger


Künstlerische Interventionen aus den Bereichen Theater und Trickfilm bringen Lehrlinge, minderjährige Geflüchtete und (Geistes)wissenschafterInnen im Projekt „Das Intime und das Öffentliche“ für Gespräche zu ausgewählten Themen zusammen. Im Workshop werden wir dem Ablauf des Originalprojekts nachgehen
und selbst als Lehrlinge, Geflüchtete und WissenschaftlerInnen
agieren. Durch gemeinsames Philosophieren und Forschen nähern wir uns so dem Thema „Das Unheimliche“ an, experimentieren mit theaterpädagogischen Übungen und bekommen Einblicke in Elemente des Trickfilms.

14:15



Der Österreichische Verband der KulturvermittlerInnen im Museums- und Ausstellungswesen www.kulturvermittlerinnen.at stellt sich vor.

 

14:00



Shared Heritage? Kulturelle Übersetzung und Kulturvermittlung im Museum


Vortrag und Podiumsdiskussion mit
Dr.in Christiane Dätsch (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)



Welche Sammelkriterien gelten für Objekte von Shared Heritage? Essentialistische Kriterien? Oder dynamische Kriterien, wie bspw. das Kriterium eines "Dritten Raumes", nämlich ein Raum des Zwischen so etwas wie "Heimat" und "Fremde" Homi K. Bhabh.


Zum dritten Raum

Raum (engl. space): Ein Erfahrungsbereich. Der dritte Raum (third space) entsteht im Spannungsfeld zwischen Identität und Differenz und beschreibt das Bild eines Ortes an dem sich Differenzen ohne Hierarchisierung treffen, die Grundvoraussetzung für Hybridisierung. „Das Treppenhaus als Schwellenraum zwischen den Identitätsbestimmungen wird zum Prozeß symbolischer Interaktion, zum Verbindungsgefüge, das den Unterschied zwischen Oben und Unten, Schwarz und Weiß konstituiert. Das Hin und Her des Treppenhauses, die Bewegung und der Übergang in der Zeit, die es gestattet, verhindern, daß sich Identitäten an seinem oberen und unteren Ende zu ursprünglichen Polaritäten festsetzen. Dieser zwischenräumliche Übergang zwischen festen Identifikationen eröffnet die Möglichkeit einer kulturellen Hybridität, in der es einen Platz für Differenz ohne eine übernommene Hierarchie gibt“ (Bhabha, Homi K. (2000): Die Verortung der Kultur. Tübingen: Stauffenburg, S. 5)

 

Versuch zwischen Kosmopolitismus und Supranationalität zu vermitteln.

 

Fazit (nach Bénédicte Savoy): Übersetzung ist der Akt der Aneignung. Museen müssen lernen mit dem Aspekt der Fremdheit diskursiv umzugehen. Das Museum muss blinde Flecken auch in der Gesellschaft benennen. Das Museum muss eine zu/hörende Haltung haben.






 

Eine Form von Narration erfinden, finden, die sehr locker gestrickt ist. Zwischenraum und Lücke bejahen, um sie von anderen mit deren Assoziationen, Lesarten, Sprachen, Antworten, Fragen, Kritik, Imaginationen füllen und weiterspinnen zu lassen.

 


14:30



Workshop "Narrative Sound Space"


14:30-16:00

 

VER MITT[E] LUNG


INTER ESSE


INTER FACE


IN BETWEEN

 

Langsam gewöhnt man sich an das Material und den Raum. Wir werden vertraut damit, sich zu solange zu bewegen bis die Dinge zueinander und man selbst zu ihnen eine Position gefunden hat – dieser Prozess kippt dann in einen Verfestigungsvorgang. Dabei „gerinnt“ man gleichzeitig aber auch. Dann braucht es Bewegung, um sich und die Dinge, das Material wieder zu dynamisieren. Um die Perspektiven wieder in ihrer Pluralität erfahren zu können.


Wir bräuchten ein Vehikel, um innerhalb dieser sehr fragilen Situation zu manövrieren ... damit wir nicht so leicht zum Stillstand kommen ...


 

 

 

 



The Risk of Attending,
Witnessing, Co-Thinking
Abschlussvortrag von Dr.in Elisabeth Schäfer



"MINIATUREN FÜR MORGEN"

 

"Was ist ein Maler. Ein Augenblicksvogelfänger." Hélène Cixous, Schriften zur Kunst I, Berlin: Matthes& Seitz 2018, S. 90

 

Kultureinrichtungen verändern

Sebastian Linz (ARGEkultur) und Anna Zosik (Kulturstiftung des Bundes)


Anna Zosik

(Kulturstiftung des Bundes)

Welchen Herausforderungen müssen wir uns stellen? Nach 2015 jenem Jahr, das zumeist mit den nach Deutschland gekommenen geflüchteten Menschen assoziert wird.

2015 hat sich auch und gerade das Feld der Kulturförderung insbesondere dort verändert, wo es um Migration, Integration, Fragen von Pluralität geht.

Es gab 2015 innerhalb von kürzester Zeit auf oft unkonventionellem Wege viele finanzielle Mittel – auch im Bereich der Kulturförderung.

Inhaltlich haben sich insbesondere jene Menschen, die schon seit Generationen in Deutschland sind und zugleich einen Migrationshintergrund haben, die Frage gestellt: Wo ist die Perspektive? Wo ist unsere Expertise gefragt?

Programm der Kulturstiftung des Bundes:

Prozesse statt Projekte.

Narrative umschreiben.

Keine Vorgabe, was Institutionen machen müssen, sondern vielmehr steht das Ausprobieren von Methoden im Vordergrund.

Wie könnte eine Institution vorgehen in einer bestimmten Zeit? 

Querschnittsaufgabe in Institutionen: Agent*innen, die für Change Management zuständig sind. Diversitätskompetenzen.

Es braucht dafür neue Stellenausschreibungen.

Neue Dramaturg*innen. Partizipative Formate. Schnittstelle: Publikum & Programm.


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Lernen & Prozess

Sebastian Linz (ARGEkultur Salzburg)


Aktives gesellschaftspolitisches Selbstverständnis der ARGEkultur.

Institutionalisierungsschritte sind auch Institutionalisierungsbrüche. Subkulturelles Erbe der ARGE wurde nach und nach verlassen – Überführung in eine "gesunde" Institution.

Mikropolitische Veränderung: Kleine Stellschrauben verändern.



 

Von der Mobilie zur Immobilie.
Was ist eine gesunde Institution?

Nicht-imprägniert-sein. 

Operative Ausgaben nicht Hineinfräsen-Lassen in Programme und Prozesse.


Wo verläuft eine Trennlinie? Zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft oder zwischen Menschen unterschiedlicher Milieus?


INTERSEKTIONALITÄT

Nicht stabile Kategorien, sondern dynamische und je nach Kulturraum verschiedene Aspekte der Vielfältigkeit sowohl der Potentiale wie auch der Diskriminierungen überlagern sich.


"NATÜRLICH SIND WIR IN EINER POLITISCHEN GEFAHR."

SOLIDARITÄT


GEMEINWOHL EINER INSTITUTION: Der Wert einer Institution ergibt sich nicht allein aus ihrem ökonomischen Wert, sondern aus den Beiträgen, den diese Institution zum Wohl der Allgemeinheit leistet – z.B. in Hinblick auf Ökologie, Mitarbeiter*innen etc.


Wie kann der Gefahr entgangen werden – kann der Gefahr entgangen werden? – dass durch Change Management, nicht wieder Hierarchien – nur unter anderen Vorzeichen – zu schaffen?!


16:45



Die Aufzeichnung dann auch zu beenden, einmal, dann ... vielleicht. Immer noch ein Wort, ein Bild hochladen, hier noch einmal ein Textfeld anpassen. Etwas auf der Ebene verschieben. Und dann die Aufzeichnung auch zu beenden, noch nicht jetzt, aber dann. Schon nicht am Ort sein, das Symposium ist schon vorbei, alle Gäste sind abgereist. Allein das bewegte Museum steht noch da. Die Aufzeichnung findet schon anderswo statt. Aus der Erinnerung. Langsam auch aus der Erinnerung herausgehen, wie aus dem Kleinen Saal im Festspielhaus St. Pölten. Die Abholung des Bewegten Museums organisieren. Morgen Abend. Das bewegte Museum wieder durch die Stadt schieben. Mit dem Zug nach Wien bringen. In die Ubahn schieben. Das Ticket für das bewegte Museum nicht vergessen. Die Aufzeichnung langsam beenden. Die Mitte und das Mit der Vermittlung verlassen. Oder gerade so hineinkommen?

DIE KÜHNSTE IDEE

18:00



THE TEAM INVOLVED IN THIS LIVE-BLOG-PROJECT:


Elisabeth Schäfer

Christoph Gruber

Antonia Plessing


MANY THANKS FOR BEING ON BOARD! WE ENJOYED IT!